Brauche ich ein Visum für Reisen in die USA?

Ich werde versuchen unsere persönlichen Erfahrungen zu den Vorgänge/Abläufen bezüglich des Touristenvisums B2 für die USA hier zu erläutern. Es ist keine exakte Anleitung (hier ist eine), sondern soll euch etwas die Sorge vor dem Termin beim Konsulat bzw. der Botschaft und dem ominösen Interview nehmen.

Dieser Beitrag handelt nur vom Toursitenvisum (B2) für die USA. Wenn ihr die Möglichkeit habt ein anderes Visum zu beantragen (Geschäftsreisen, Studium, Sportler, Diplomat, usw – guckt hier Visa-Kategorien, denn dazu kann ich nichts Näheres sagen. Das Touristenvisum wird aber auf die meisten Personen die als Tourist herumreisen wollen zutreffen.

Zuerst: Wenn ihr eure Reise alle 90 Tage unterbrecht und wieder aus dem nordamerikanischem Raum (USA, Kanada, Mexiko) ausreist, dann braucht ihr als EU Bürger kein extra Visum.

Wer 90 bis 180 Tage in den USA bleiben möchte, braucht ein Visum.
Wer länger als 180 Tage in einem Stück dort bleiben möchte, der braucht etwas Phantasie, denn vorgesehen ist es so nicht (mehr). Es gibt aber Leute die das schaffen.


Wie schwierig ist es ein Visum zu bekommen?
Das ist eine berechtigte Frage, denn sie löst mehr oder weniger Panik aus. Fängt man nämlich an Intenetforen durchzulesen, so scheint einfach JEDER abgelehnt zu werden, aus Gründen die NIEMAND SELBST nachvollziehen kann. Und das ist natürlich Blödsinn. Nur Leute die sich nicht auskennen, falsche Angaben machten und eben abgelehnt wurden posten in solchen Foren. Diese Personen schreiben auch in den Foren nicht die ganze Wahrheit, oft sind es Leute die einmal nach Deutschland eingewandert sind und nun ein Visum für die USA wollen (da kommen natürlich Bedenken auf, ob diese Leute nicht einfach wieder aus Deutschland weiter Auswandern wollen). Sehr oft sind es auch junge Frauen/Männer die mit einem Touristenvisum dauernd ihren Freund/Freundin in den USA besuchen wollen. Das ist natürlich absolut Einwanderungsverdächtig, denn wer mal 6 Monate auf Besuch dort ist, wird am Ende vermutlich auch gleich heiraten ;-). Wer aber ein ganz normaler Durchschnittsbürger ist, unbescholten ist und sich halbwegs intelligent verhält und einfach in den USA für einige Zeit reisen will, der bekommt auch sein Visum.

 

Was ist wirklich nötig für das Visum? (unsere Erfahrung)

Zuerst müßt ihr telefonisch einen Termin bei der US-Botschaft beantragen. Das ist ein wenig ärgerlich, denn es geht nur über eine sehr teure Mehrwertnummer. Obwohl dabei nur Name, Geburtsdatum und Wohnort aller Personen aufgenommen wird, dauert das Gespräch vielleicht 5-6 Minuten und kostete etwa 15 Euro. Dann habt ihr einen Termin.

Jetzt füllt ihr ein wirklich ewig langes Formular im Internet aus. Das Ausfüllen dauert sicher 30-40 Minuten. Gefühlte hundert mal ist anzukreuzen, dass ihr z.b. kein Menschenhändler seid [Nein], keinen Menschenhändler kennt [Nein], ihr niemanden kennt, der einen Menschenhändler kennt [Nein], ihr jemals vor habt einen Menschenhändler zu treffen [Nein]. Es ist mühsam. Dazu kommt noch, dass euch das Ausfüllen dieses Formulars so gut wie nichts bringt, denn das persönliche Interview enthält vielleicht teilweise die selben Fragen, mir kam nicht einmal vor, dass der Interviewer wußte was wir ausgefüllt haben. Es ist eine Vorauswahl die alleine der Computer trifft.

Dann ist wichtig, dass ihr den VISUM-Bearbeitungsbetrag einzahlt, und den Einzahlschein mitnehmt. Das Geld ist übrigens weg, auch wenn ihr abgelehnt werdet.

Ihr reist dann alle gemeinsam zur Botschaft und nehmt folgendes mit. (das was wir mit hatten, ich hoffe es ändert sich nichts). Diese Sachen müsst ihr bei der Ankunft gleich mal vor dem Security check abgeben, bis man euch da aufruft.
– Reisepass
– Einzahlungsbestätigung der Visagebühr
– neue Passfotos die exakt den US VISA Vorschriften entsprechen. Diese Foto-Vorschriften sind nicht gleich den Reisepass-Vorschriften! Wenn ihr die Fotos nicht habt schickt man euch aber nicht heim, man sieht euch schief an (sehr schief, denn so blöd muss man nicht sein), ihr werdet ein wenig unfreundlich angeschnauzt und dann zu einem Fotografen in der Stadt geschickt. Ihr wartet dann halt länger, aber solltet auch noch dran kommen.

Dann werdet ihr aufgerufen und geht durch die Sicherheitskontrolle der Botschaft.
Ihr kommt nochmal zu einem Schalter, da wird eine Dame kurz fragen ob ihr seid wer ihr seid, sie prüft wohl auch nur ob ihr die Gebühr eingezahlt habt und ob alles ausgefüllt wurde. Dann sagt sie euch wer euch Interviewen wird (Tür 3 oder so). Ihr wartet noch einmal ein paar Minuten.

Das Interview war bei uns im Grunde sehr schnell vorbei, wir hatten sehr viele Unterlagen mit, das hat den Herrn wohl beeindruckt. Was sind das für Unterlagen:

  • Unterlagen die zeigen, was ihr vor habt (Reiseroute, Wohnmobil Fotos, evtl. sogar Kaufvertrag)
  • Unterlagen die zeigen, dass ihr euch das leisten könnt (Bankauszug, Sparbuch)
  • Unterlagen, die zeigen, dass ihr nicht vor habt in die USA auszuwandern (Bindings). (Mietvertrag, Arbeitsvertrag, oder Arbeitsvertrag für die Zukunft nach eurer Reise, evtl. Lebensversicherungen, Autoversicherung usw… alles was zeigt, dass ihr hier viele Verträge habt und gar nicht weg könnt aus dem schönen Land, weil euch das System längst mit ganz vielen grauslichen Knebelverträgen und 100 Jahre dauernden Kreditraten an sich gebunden hat…)

Der/die Interviewerin wird euch auf Deutsch interviewen, natürlich wäre Englisch beeindruckender, ihr könnt das probieren. Bei uns kam keine Frage zu den Bindings. Wenn eure Reise Sinn macht und ihr das Geld habt, und er sieht wie viele Unterlagen da noch sind, gibt es sicher kein Problem und er tut sich das nicht an das alles durchzusehen. Der Interviewer muss euch bei den ganzen Verträgen sowieso vertrauen, wie soll er denn auch einen Mietvertrag vor Ort überprüfen? Er muß euch einfach einschätzen können. Das Interview dauerte nicht länger als 5-6 Minuten.

Wichtige Fragen die sicher so oder ähnlich kommen sind:

  • Was haben sie vor in den USA? (von Wohnmobil Reise schwärmen)
  • Warum wollen sie so lange in die USA Reisen, es genügt doch ein 3 Monate Visum? (lange Route zeigen: Lang ist nicht von Kalifornien nach Arizona, das geht auch in 2 Wochen! Quer durch, rauf runter, zurück!)
  • Was arbeiten sie? (Beruf erklären)
  • Wie geht das, dass sie von ihrer Arbeit so lange frei bekommen? (Karrenzjahr? ..individuelle Antwort)
  • Wohin wollen sie Reisen? (Orte aufzählen)
  • Haben sie schon ein Fahrzeug? (Wir zeigten ein Foto vom Wohnmobil das wir kaufen wollten)
  • Haben sie genügend Geld um sich das Leisten zu können? (Bankauszug zeigen mit viel Geld darauf, sollten schon 10.000-20.000 sein)
  • Eventuell noch: Werden sie in den USA arbeiten um sich die Reise zu finanzieren? (nein, die Frage kam aber glaube ich nicht bei uns)Ich denke das waren schon alle Fragen die wir beantworten mussten. Da Wohnmobil-Reisende nicht jeden Tag daher kommen ist es auch für den Interviewer evtl. ganz interessant zu erfahren was euch so gefällt. Wer Begeisterung für bestimmte Orte mitbringt und erzählt wie schön die USA sind, das weite Land usw., und dass ihr mal für lange Zeit reisen wollt und das schon lange geplant habt, der bekommt sicher sein Visum.

Er/Sie sagt euch dann, dass er kein Problem sieht und ihr euer Visum bald bekommen solltet. 1-2 Wochen später bekommt ihr euren Pass zurück mit einer zusätzlichen bunten Seite.

 

Jetzt ein paar persönliche Erfahrungen zu anderen Reisenden mit Visum die wir getroffen haben.

Wir sprachen mit einem Paar, das 18 Monate lang durchwegs zwischen den USA und Kanada hin und her gefahren ist. Die Beschränkung ist zwar 6 Monate, aber der Grenzbeamte wird euch bei der Einreise über Land (bei Kanada) einfach fragen, wie viele Tage ihr noch braucht. Das ist natürlich eher auf eigene Gefahr, denn erlaubt sind nur 180 Tage am Stück und 180 Tage im Jahr! Aber alles ist möglich anscheinend.
Auch wir wurden bei der Einreise von Kanada zurück in die USA gefragt ob wir noch mehr Tage brauchten, wir haben verneint, unser erster Rückflug war ja schon gebucht.

Um mehr als 180 Tage zu bekommen muss man bei der Einreise den Schalterbeamten überzeugen, dass man das braucht. Es liegt in seinem persönlichem Ermessen. Wir haben das nie riskiert, vor 180 Tagen sind wir immer heim gereist. Wir haben ein Paar getroffen, das danach gefragt hat. Zuerst hieß es dies sei nicht möglich. Dann sah die Beamtin zufällig, dass der Mann in Deutschland bei der Polizei gearbeitet hat (Internationaler Ausweis der Polizei Vereinigung). Er bekam sofort 12 Monate. Angehörige von Polizei, Militär oder Feuerwehr sind Helden in den USA.

Die erneute Einreise aus Kanada innerhalb der 180 Tage ist problemlos. Es geht auch, dass ihr 6 Monate in den USA bleibt, dann 6 Monate in Kanada bleibt und dann von DORT aus heim fliegt. Beim Rückflug und der erneuten Einreise habt ihr evtl. ein Problem, denn die US-Behörden haben ja dann keinen Eintrag für eure Ausreise aus Nordamerika. In diesem Fall solltet ihr unbedingt die Flugtickets aufbewahren, diese beweisen z.B. dass ihr aus Nordamerika ausgereist seid.

Wir haben niemanden getroffen der zuerst seine 6 Monate bei der Einreise bekam und dann über ein Konsulat in den USA noch einmal um weitere 6 Monate angesucht hat, das wäre aber der offizielle Weg. Nach meinen Recherchen ist das offiziell gar nicht mehr möglich, jedoch wird es auf vielen anderen Seiten trotzdem noch erwähnt. Es bleibt unklar. Was riskiert man bei einem „overstay“ (man bleibt einfach länger und sagt nichts)?

  • WAS GESCHIEHT, WENN ICH DIE GENEHMIGTE AUFENTHALTSDAUER ÜBERSCHREITE („OVERSTAY“)?  
    Eine Überschreitung der Aufenthaltsdauer führt zum Einzug des Visums und dessen Ungültigkeit. Wenn sie sechs Monate länger als den genehmigten Aufenthalt, aber unter einem Jahr illegal verbleiben, riskieren Sie eine Wiedereinreisesperre von drei Jahren. Bei „overstays“ von einem Jahr und mehr droht Ihnen sogar eine 10jährige Sperre, riskieren Sie es also besser nicht.
    Diese Regelung betrifft übrigens keine Personen, die einen sog. Statuswechsel vor Ende Ihres genehmigten Aufenthaltes beantragen (z.B in eine Arbeitserlaubnis).

Wer mehr als 6 Monate möchte, sollte dies gleich bei der Einreise mit dem Beamten „verhandeln“. Mit etwas Glück bekommt er mehr, zumeist aber sicher nicht (siehe Polizeibeamtenausweis). Im Grund könnte er euch sogar nur 4 Monate geben wenn ihr in ärgert, der Beamte hat freien Ermessungsspielraum. Wer später einen Antrag auf Verlängerung bei der Einwanderungsbehörde stellt (das ist wohl auch Gebührenpflichtig) wird zumeist abgelehnt, außer es handelt sich um z.B. um einen Krankheitsfall.

Die Ausreise nach Mexiko ist auch problemlos. USA interessiert es nicht. In Mexiko kauft ihr euer Touristenvisum an der Grenze und die Beamten sehen sich kurz euer Wohnmobil an. Die EINREISE in die USA aus Mexiko ist etwas nervig. Der Beamte an der US-Mexiko Grenze wird euch grundsätzlich nicht trauen, er wird euer Visum anzweifeln, er wird eher unfreundlich sein, er sagt ihr habt keine Erlaubnis so lange in Nordamerika herum zu reisen (weil er euer Einreisedatum zuerst mal nicht überprüft…), man stellt euch Fragen zu eurem Beruf, man fragt warum ihr so lange Reisen könnt. Ihr dürft nicht Lächeln, er wird es euch als Bosheit/Überheblichkeit auslegen. Sachlich bleiben, alle Fragen beantworten, nie widersprechen. Irgendwann wird er kapieren, dass ihr nichts zu verbergen habt. Am Ende geht es trotzdem, denn er wird keinen Grund finden euch nicht einreisen zu lassen. Außerdem wird das Wohnmobil in einen riesigen Röntgenapparat gefahren, das dauert nochmal 20 Minuten. Bei der Einreise aus Mexiko wird man nicht gefragt ob man noch ein paar Tage mehr braucht.

 

 

Eine lustige Anekdote noch zum Ausfüllen des Internet Formulars.
Das Formular passt sich ständig automatisch an, hat man irgendwo JA gekreuzt oder etwas in ein Feld eingetragen, so gibt es oft zusätzliche Fragen die erst dann erscheinen: Wir haben gemeinsam an zwei Computern Schritt für Schritt das Formular ausgefüllt. Die Angaben sollten sich halt nicht widersprechen dachten wir, sollte es zu Fragen über die Mitreisenden kommen. Irgendwann auf Seite 6 wurde ich dann vom Formular aufgefordert meine Studiumszeiten und Schulzeiten einzufüllen (mit Jahr Anfang/Jahr Ende). Das ist ein großer Aufwand, wer weiß das im Kopf?
Das Problem aber war: Meine Freundin hatte den Punkt zum Ausfüllen der Ausbildungszeiten nicht bekommen. Leichte Panik brach aus. Was hast du vergessen anzukreuzen? Nix! Aber, das muss da erscheinen, Punkt 12, so und so! Bei mir ist gar nichts.Ja, aber du musst das doch einfüllen oder, dass du studiert hast? Ja WO? Endlos lange Überprüfung was sie wo nicht angekreuzt hätte. Wir starteten den gesamten Vorgang bei ihr neu und füllten alles nochmal aus. Selbes Ergebnis, sie konnte ihre Studienzeiten nicht eintragen.
Wir haben dann in einem Forum angefangen zu suchen. Und tatsächlich eine Lösung dafür gefunden! Frauen brauchen ihre Schulbildung nicht einzugeben. Ändert man das Geschlecht auf MÄNNLICH, erscheinen die Fragen sofort. Formular-Sexismus? Es gibt sicher einige Theorien warum die US-Einwanderungsbehörde bei Frauen nicht an höherer Schulbildung interessiert ist. Ich überlasse das einfach euren Gedanken.

 

 

 

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