Welchen Führerschein brauche ich für ein 8 Tonnen Wohnmobil in den USA?

Ich versuche hier Klarheit zu schaffen welchen Führerschein man praktisch in den USA braucht. Vorab: Es ist auf jeden Fall EINFACHER als hier in Europa. Weiter unten erkläre ich euch noch, dass ihr sogar einen US-Führerschein bekommen könnt!

Rein Gesetzlich sieht es so aus: Der Führerschein deines Heimatlandes erhält in den USA Gültigkeit in den dort entsprechenden Führerscheinklassen, und zwar je nach Bundesstaat. Was heißt das? Ein Beispiel:
Ein B Führerschein bei uns, ist ein E Führerschein in FLORIDA.

Und was darf der E Führerschein in Florida?

Class E: Holder can operate a noncommercial vehicle with a Gross Vehicle Weight Rating (GVWR) less than 26,001 lbs. , including passenger cars, 15 passenger vans including the driver, trucks or recreational vehicles and two or three wheel motor vehicles 50 cc or less, such as mopeds or small scooters. – Quelle: http://drivinglaws.aaa.com/tag/types-of-drivers-licenses/#sthash.iq7X6DLa.dpuf

Was heißt das in etwa?
Du darfst nicht-kommerzielle Fahrzeuge (also keine LWK oder Busse grob gesagt, aber Autos, Vans und Mopeds) fahren, die bis zu 11,800 kg höchstzulässiges Gesamtgewicht haben. Du darfst auch 15 Passagiere damit herumführen. Und – so wie bei uns – die kleinen Mopeds mit 50cc (Scooter) fahren.
Das ist super, denn aus deinem lächerlichen 3,5 Tonnen Führerschein ist somit ein 11,7 Tonnen Führerschein in den USA geworden. Das ist auch bitter nötig, denn ein Campingfahrzeug unter 3,5 Tonnen findest du kaum dort. Du darfst auch mehr Leute herumführen.

Praktisch gibt es in jedem US-Bundesstaat die jeweils fast ganz ähnlichen Bestimmungen: Zumindest für den B-Führerschein trifft es immer auf ein Gesamtgewicht von 26.000lbs zu (das ist die wichtigste Zahl). Was sich von Bundesstaat zu Bundesstaat unterscheidet ist z.B. die Erlaubnis mit Scootern bis 50cc zu fahren (in Utah sind es 80cc) oder die Anzahl der Passagiere/Sitzplätze eventuell. Aber ihr braucht euch nicht darüber zu sorgen, dass ihr mit dem Wohnmobil in Florida fahren dürft aber in Texas nicht.

Air-Breaks – Eine kleine Falle: Manch Wohnmobil-Verkäufer werden einem folgendes sagen, insbesondere wenn sie dir gerade ein schönes C-Class Wohnmobil verkaufen wollen: „Um ein A-Class Wohnmobil fahren zu dürfen, brauchst du einen LKW Führerschein (commercial drivers license)“ Punkt.
Das stimmt so sicher nicht ganz. Du brauchst einen speziellen Eintrag, dass du eine Übungsstunde mit Luftdruckbremsen gemacht hast, wenn das Fahrzeug solche Bremsen hat und wenn das in diesem Bundesstaat so gefordert ist. Das kannst du natürlich als Ausländer vermutlich gar nicht machen. ABER: Viele A-Class Wohnmobile haben sowieso keine Air-Breaks. Eine einfache Regel lautet z.B., dass nur Dieselfahrzeuge Air-Breaks haben. Wer also einen A-Class Benziner kauft hat meist hydraulische Bremsen und darf das problemlos fahren! Lasst euch also hier nicht reinlegen.

Braucht man einen Internationalen Führerschein?
Nein, nicht in der Realität. Nein, aber mit Einschränkungen. Zur Anmeldung des Fahrzeuges und für die Versicherung braucht ihr ihn sicher nicht. Das Papier ist sowieso nur gültig zusammen mit der Scheckkarte. Im Grunde ist der Internationale Führerschein nur mehr sowas wie eine Übersetzung. Unser toller neuer EU-Scheckkartenführerschein ist nämlich wieder nur Mist, denn die einzelnen Felder sind nicht mal auf Englisch übersetzt. Dank der Bildchen hinten kann aber jeder Dorfpolizist erkennen, dass dort ein Auto dargestellt ist, und er wird verstehen, dass mit dem Auto die entsprechende Führerscheinklasse E in den USA gemeint ist. Wenn ihr also einen ganz bösen Polizisten bei der Verkehrskontrolle erwischt, der euch ärgern möchte und zu viel Zeit hat, dann könnte er euch aufs Revier mitnehmen um mehr Fragen zu stellen. Ich glaube das schlimmste was passieren kann ist, dass ihr eine Strafe von 15$ oder so bekommt (der Internationale Führerschein der 12 Monate gültig ist kostet so an die 20 Euro).

Was kann ich mit meinem EU Führerschein noch in den USA?
Der Führerschein wird zumeist (außer bei älteren senilen Damen) an jeder Kasse als Ausweis zum Kauf von Alkohol akzeptiert. Und du darfst damit in jede Bar gehen und Alkohol bestellen. Das übliche Problem bei der Kasse im Supermarkt wird folgendes sein: Die Dame dort (oder der Herr) ist nicht in der Lage ein Geburtsdatum zu lesen das nicht der US-Norm (Monat-Tag-Jahr) entspricht, sie wird also eine halbe Ewigkeit wie eine Kuh auf das Ding gucken. Es hilft wenn man ihr/ihm dann sagt: „Nummer 3 ist das Geburtsdatum“, dann wird ein wenig geplaudert und gelacht und alles ist okay.
Wie gesagt genügt eine Kopie des EU Führerscheines auch zur Anmeldung des Fahrzeuges. Und ihr solltet damit bei Polizeikontrollen keine Probleme haben.

Wie bekommt man einen US-Führerschein?
Die Frage ist so zu kurz. Antwort 1: Wer länger in den USA wohnt und arbeitet und damit eine Sozialversicherungsnummer bekommt und dort einen Wohnsitz hat, der kann jederzeit auch einen Führerschein machen. Nachtrag: Sozialversicherungsnummer ist gar nicht wirklich nötig (man kann die auch ausblenden lassen am Führerschein)

Die richtige Frage lautet also: Wie bekommt man einen US-Führerschein OHNE Wohnsitz in den USA und ohne Sozialversicherungsnummer? Die Antwort lautet South-Dakota. In South Dakota genügt der Rechnungsbeleg eines Hotels oder Campingplatzes als Nachweis für einen „Wohnsitz“, man kann damit also zur Führerscheinbehörde gehen, macht kurz eine Prüfung (Fahrstunden sind nicht nötig) und bekommt dann die South Dakota driving license. Hat die Sach einen Haken? Ja: Der Führerschein ist nur so lange gültig bis sie aus den USA ausreisen, also meist 6 Monate (die Gültigkeit erfäht man auf einer Gov. Webseite, im Reisepass steht nix mehr…). Reist man dann aus dem Land aus ist der Führerschein ungültig. Kommt man zurück kann man ihn für eine Gebühr erneuern (die Gebühr würde entfallen wenn man ihn vor dem Verfallsdatum wieder erneuert, nur da beißt sich die Katz in den Schwanz, es geht ja nicht, ihr reist ja aus, kommt zurück, und müsst dann eine LATE-FEE von glaube ich 50$ zahlen. Ganz durchgespielt habe ich das nicht, aber ich vermute mal ihr könnt den Führerschein auch nur in South Dakota erneuern (vielleicht geht es ja online inzwischen auch, die Service verbessern sich ja immer weiter). Aber das dauernde Erneuern nervt halt schon ziemlich.

Vorteile eines US-Führerscheins: Ihr zahlt viel weniger bei der Versicherung (da ihr als Inländer geltet), ihr könnt auch diese Air-Break Prüfung machen und damit überall Class-A Diesel-Pusher fahren (außer ihr habt eh einen LKW Führerschein in Deutschland, dann ist das sowieso schon Commercial nehme ich jetzt mal scharf an und keiner wird euer Können beim Bremsen anzweifeln). Man wird euch bei Kontrollen ganz sicher für einen Amerikaner halten, denn der Führerschein ist mehr oder weniger der Reisepass für US-Amerikaner (euren komischen deutschen Akzent werden sie ignorieren). ABER: Ihr habt KEINE Sozialversicherungsnummer auf diesem US-Führerschein (geht ja nicht, und es ist erlaubt keine anzuzeigen), ihr könnt also z.B. nicht zu Walmart gehen und dort Barschecks damit einlösen…(nur ein Beispiel, denn Amerikaner glauben jeder kann ihre Schecks einfach so einlösen und braucht dazu gar nichts, in Wirklichkeit wird aber die Sozialversicherungsnummer der einlösenden Person gespeichert, also können Ausländer ohne Bankkonto keine Barschecks einlösen. Wer einen Führerschein einer anderen Person hat ist in den USA im Grunde diese Person und darf alles. Ich weiche vom Thema ab)

 

Comments ( 3 )

  1. ReplyFischluzy

    Moin in die USA, wo ihr, wenn ich mal annehme, jetzt seid. Darf ich mal kurz eine Frage stellen zum Thema Versicherung! Wo seid ihr versichert, was ist drin und wie viel kostet Sie für euer Womo? Mit D oder US DL ??? Grüße Ole aus Norddeutschland

    • Replybodomalo

      Hi Ich bin bei Progressive, ohne US-Führerschein. Zuerst hatte ich mal alles drinnen, aber bei einem Selbstbehalt von 5000 USD habe ich dann nur mehr auf die "Haftpflicht" umgestellt und das Fahrzeug selbst ist nicht mehr versichert. War mir doch zu teuer um auf einen Totalschaden zu setzen (das Fahrzeug ist ja 10 Jahre alt). Praktisch ist, dass man die Versicherung immer wieder anpassen könnte, sprich wenn man 14 Tage in eine seiner Meinung nach gefährliche Gegend fährt, könnte man die Versicherung für diese Tage aufstocken. Nur ein völliges stilllegen ist nicht ganz möglich (Nur ganz wegnehmen wenn man nicht fährt und wieder neu anmelden dann)

  2. ReplyFranz

    Hallo, ich hätte noch eine Frage zum Anmelden eines Wohnmobils. Leider hab ich nirgends was gelesen, auf welchem Amt man dies tun muss, welche Unterlagen man mitbringen muss etc. Wo stellt ihr euer Wohnmobil ab, wenn ihr nach Deutschland fliegt? Gibt es Abstellplätze nahe jeden Airports? Vielen Dank für eine Antwort.

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